Lernen Sie sechs Menschen kennen, die eine Nierenersatztherapie benötigen und offen über ihre persönlichen Erfahrungen mit verschiedenen Therapien berichten. Erfahren Sie die Vor- und Nachteile aus ihrer Sicht und hören Sie mehr über ihre individuellen Gründe für den Wechsel von einer Therapie zur anderen. Ihre Geschichten geben einen Einblick in die Therapieoptionen der Peritonealdialyse sowie Hämodialyse, ob im Zentrum oder zu Hause, und der Transplantation.
Für viele Patientinnen/Patienten stehen mehrere Therapieoptionen zur Verfügung. Es ist wichtig, sich über alle Therapieoptionen zu informieren und gemeinsam mit Ihrem Behandlungsteam und Ihren Angehörigen die passende Therapie auszuwählen. Die Auswahl der Therapieoptionen hängt von Faktoren wie ihrem Gesundheitszustand, Ihrer individuellen Krankheitsgeschichte und Ihrer Situation zu Hause ab.
Viele Patientinnen/Patienten durchlaufen in ihrem Leben mehr als eine Therapieoption. Ein Wechsel der Therapie ist also auch später möglich.
Jede Therapieoption hat Vor- und Nachteile.
Die Spenderniere wird in der Leistenregion eingesetzt. Die kranken Nieren werden normalerweise nicht entfernt. Gelingt die Operation, übernimmt die Spenderniere die Aufgaben der kranken Nieren. Eine erfolgreich transplantierte Niere kann viele Jahre die Funktion der kranken Nieren ersetzen. Wenn die Transplantation nicht erfolgreich war, ist die Dialyse weiter eine Option. Viele Nierenkranke durchlaufen in ihrem Leben verschiedene Therapien (z. B. Start der Therapie mit Peritonealdialyse, erfolgreiche Nierentransplantation, Wechsel zur HD nach Funktionsverlust der Spenderniere oder Auftreten von Komplikationen).
Eine erfolgreiche Transplantation kann helfen, einen guten Gesundheitszustand ohne Dialyse zu erreichen. Um die Abstoßung der Spenderniere zu verhindern, muss die Empfängerin/der Empfänger während und/oder nach der Transplantation regelmäßig Medikamente einnehmen. Diese Medikamente werden als Immunsuppressiva bezeichnet. Sie verhindern im Normalfall eine Abstoßung der Spenderniere.
Patientinnen/Patienten mit einer Spenderniere haben, im Vergleich zu gesunden Menschen, meist ein schwächeres Immunsystem, weil die Immunsuppressiva die Immunantwort unterdrücken. Deswegen sollten sich Patientinnen/Patienten der möglichen Nebenwirkungen, insbesondere Infektionen, bewusst sein. Es ist wichtig, die Hygienemaßnahmen der behandelnden Ärztinnen/Ärzte zu befolgen. Immunsuppressiva können auch andere unerwünschte Nebenwirkungen verursachen, wie z. B. Veränderungen des Zahnfleisches, erhöhter Blutdruck, hoher Cholesterinspiegel, Schwellungen im Gesicht, Blutarmut, unerwünschter Haarwuchs, Hautprobleme oder geschwächte Knochen. Wenn Patientinnen/Patienten mit Spenderniere Nebenwirkungen bemerken, müssen sie ihre Ärztin/ihren Arzt informieren. Bei Patientinnen/Patienten mit Spenderniere ist es wichtig, dass die Immunsuppressiva und andere Medikamente eingenommen werden und regelmäßige Nachuntersuchungen stattfinden.
Die Peritonealdialyse (PD) hat ihren Namen vom sogenannten Peritoneum („Bauchfell“ genannt). Das Peritoneum ist eine dünne Schicht, welche die Bauchhöhle innen auskleidet. Die PD nutzt das Bauchfell als natürlichen Filter, um die Nierenfunktion zu ersetzen. Hierzu wird Dialyselösung in die Bauchhöhle eingeleitet und verbleibt dort für einige Stunden. Die Flüssigkeit wird ausgewechselt, sobald Abfallstoffe und überschüssige Flüssigkeit von der Dialyselösung aufgenommen wurden.
Die Peritonealdialyse erfordert die Anlage eines PD-Katheters durch eine kleine Operation.
Es wird zwischen der kontinuierlichen ambulanten Peritonealdialyse (CAPD) und der automatisierten Peritonealdialyse (APD) unterschieden. Beide Therapien werden im Normalfall im Zuhause der Patientin/des Patienten oder an anderen geeigneten Orten eigenständig durchgeführt.
Patientinnen/Patienten erhalten eine ausführliche Schulung durch ihr Behandlungsteam, bevor sie die Dialyse eigenständig durchführen. Alle notwendigen Schritte sind erlernbar. Die Wahl zwischen den beiden Optionen ist abhängig von persönlichen Vorlieben und Abneigungen, dem Lebensstil und dem Gesundheitszustand. Die Wahl treffen Patientinnen/Patienten und ihre Ärztin/ihr Arzt gemeinsam. Oft ist es ratsam, Angehörige oder andere Patientinnen/Patienten miteinzubeziehen.
Nach Durchführung der Hygienemaßnahmen schließen Sie das CAPD Set an Ihren Katheter an. Das CAPD Set besteht typischerweise aus einem Beutel mit 2 bis 2,5 Liter Dialyselösung und einem leeren Beutel. Die gebrauchte Dialyselösung wird durch Ihren Katheter abgelassen, was etwa 20 Minuten dauert. Nach dem Abfließen der verbrauchten Lösung erfolgt das Spülen des Schlauchsystems („Flush“) mit einer kleinen Menge frischer Dialyselösung.
Nun können Sie die frische Dialyselösung in Ihre Bauchhöhle einlaufen lassen. Dadurch dass der Plastikbeutel auf der Schulterhöhe an den Infusionsständer aufgehängt ist, gelangt die Flüssigkeit durch die Schwerkraft in Ihre Bauchhöhle. Dieser Vorgang wird Füllen genannt und nimmt ca. 10 Minuten in Anspruch. Im Anschluss können Sie das Set abnehmen und den Katheter verschließen.
Der gesamte Prozess, der aus den 3 Schritten Auslauf, Flush und Einlauf besteht, wird als Beutelwechsel bezeichnet. Der gesamte Vorgang dauert in etwa 30 Minuten und wird typischerweise 3 bis 5 Mal am Tag durchgeführt. Alle erforderlichen Schritte werden Ihnen vorab in einer ausführlichen Schulung beigebracht und erklärt.
Die Dialyselösung verbleibt für mehrere Stunden in Ihrer Bauchhöhle. Dies wird als Verweilzeit bezeichnet. Während dieser Zeit treten Abfallprodukte und überschüssige Flüssigkeit in die Dialyselösung über.
Es hat sich herausgestellt, dass die hochfrequente Heimhämodialyse Patientinnen/Patienten verschiedene Vorteile bietet, welche Flexibilität und Lebensqualität verbessern können. Diese Vorteile betreffen sowohl die körperliche als auch auf die mentale Leistungsfähigkeit. Beispiele können eine freiere Ernährung1, niedrigerer Blutdruck2,3 und damit verbundene Reduzierung der Medikation1 sowie verbesserte Überlebensraten sein.4,5,6
Ebenso hat sich gezeigt, dass eine kurze tägliche Hämodialyse-Sitzung die psychische Gesundheit verbessert und zu weniger depressiven Phasen führt.
Durch die freiere Wahl der Dialysezeiten kann die Teilhabe am Arbeitsleben vereinfacht werden. Schlafstörungen und unruhige Beine können verringert werden.
All diese Vorteile haben einen großen Einfluss auf die individuelle Situation und das Wohlbefinden der Patientin/des Patienten. Daher kann die frequente Heimhämodialyse eine Therapieoption darstellen.
Die Heimhämodialyse ist eine gute Therapieoption für Patientinnen/Patienten, die weiterhin arbeiten, so flexibel wie möglich bleiben wollen und die Dialyse in einer vertrauten Umgebung durchführen möchten.
Besonders bei schwersten Krankheitsverläufen kann dies der Fall sein. Auch die Bedürfnisse der Patientin/des Patienten sind maßgeblich für die Entscheidung zu einer so genannten „Konservativen Therapie“.
Die Nierenfunktion wird dann nicht ersetzt. Ohne Ersatz der Nierenfunktion ist ein längeres Weiterleben nicht möglich. Ihr Behandlungsteam wird Sie weiterhin unterstützen, Ihre Symptome mit Medikamenten zu behandeln und gegebenenfalls diätische Maßnahmen zu verordnen. Bei der konservativen Therapie geht es darum, Beschwerden und Schmerzen zu lindern, die mit den Symptomen von Nierenversagen im Zusammenhang stehen.
Ihr Behandlungsteam wird gemeinsam mit Ihnen eine fundierte und überlegte Entscheidung treffen.
Sie haben nun einen Überblick über die verschiedenen Therapiemöglichkeiten erhalten. Gemeinsam mit Ihrem Behandlungsteam und Ihren Angehörigen können Sie besprechen und entscheiden, welche dieser Behandlungsoptionen für Sie am besten geeignet ist.
Lesen Sie im nächsten Abschnitt mehr darüber, wie Sie die richtige Entscheidung treffen.
1 Mucsi I, Hercz G, Uldall R, Ouwendyk M, Francoeur R, Pierratos A. Control of serum phosphate without any phosphate binders in patients treated with nocturnal hemodialysis. Kidney Int. 1998;53(5):1399-1404. doi:10.1046/j.1523-1755.1998.00875.x
2 Culleton BF, Walsh M, Klarenbach SW, et al. Effect of frequent nocturnal hemodialysis vs conventional hemodialysis on left ventricular mass and quality of life: a randomized controlled trial. JAMA. 2007;298(11):1291-1299. doi:10.1001/jama.298.11.1291
3 Chan CT, Shen SX, Picton P, Floras J. Nocturnal home hemodialysis improved baroreflex effectiveness index of end-stagerenal disease patients. J Hypertens. 2008; 26(9):1795-1800. doi: 10.1097/HJH.0b013e328308b7c8
4 Marshall MR, Polkinghorne KR, Kerr PG, Hawley CM, Agar JW, McDonald SP. Intensive Hemodialysis and Mortality Risk in Australian and New Zealand Populations. Am J Kidney Dis. 2016;67(4):617-628. doi:10.1053/j.ajkd.2015.09.025
5 Rydell H, Ivarsson K, Almquist M, Segelmark M, Clyne N. Improved long-term survival with home hemodialysis compared with institutional hemodialysis and peritoneal dialysis: a matched cohort study. BMC Nephrol. 2019;20(1):52.
Published 2019 Feb 13. doi:10.1186/s12882-019-1245-x
6 Marshall MR, Walker RC, Polkinghorne KR, Lynn KL. Survival on home dialysis in New Zealand. PLoS One. 2014;9(5):e96847. Published 2014 May 7. doi:10.1371/ journal.pone.0096847