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Tagebuch eines Dialysepatienten

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20. September

Gerade hatte ich meine erste Dialysebehandlung. Ich hätte nie gedacht, dass es so weit kommen würde, obwohl ich schon seit meinem Herzinfarkt 2006 gesundheitliche Probleme hatte und wegen Übergewicht und Bluthochdruck in Behandlung war. Die Ärzte hatten mich gewarnt, dass meine Nieren bald endgültig versagen würden. Vor Monaten schon wollten sie mir einen Dialyse-Shunt legen, aber ich lehnte das ab. Ich hoffte, aus eigener Kraft wieder gesund zu werden. Vor einer Woche jedoch bekam ich plötzlich schreckliche Krämpfe, sodass mich meine Frau Janie schnell ins Krankenhaus gebracht hat. Später stellte sich heraus, dass eine Lebensmittelvergiftung die Krämpfe verursacht hatte, nicht die Nieren. Doch deren Funktion verschlechterte sich weiter.

21. September

Heute bin ich total erschöpft. Und morgen habe ich schon die nächste Dialyse. Langsam mache ich mir Sorgen: Wie soll ich arbeiten, wenn ich an einem Tag behandelt werde und mich am nächsten schlecht fühle? Wird das jemals besser? Was hat Gott mit mir vor?

5. Oktober

Weil Dialyse und Blutreinigung nur ein Teil der Behandlung meiner geschädigten Nieren sind, muss ich meine Ernährung umstellen. Weniger trinken, kaum Salz, Speisen mit wenig Kalium und Phosphor – ich muss so viel beachten. Janie ist eine großartige Köchin, aber mir hat die Umstellung den Appetit verdorben. Das Krankenhaus hat mich an ein Dialysezentrum überwiesen; ab jetzt werde ich immer in einem solchen Zentrum behandelt.

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17. Oktober

Hier in Boston nehme ich an einem Programm von Fresenius Medical Care North America teil, das RightStart heißt. RightStart bedeutet: Ich bekomme eine Krankenschwester als sogenannte Fall-Managerin zugeteilt, die mir medizinisches Fachwissen vermittelt. Ein Diätassistent hilft Janie und mir herauszufinden, was ich essen sollte, und ein Sozialarbeiter kümmert sich um alles, was mit meiner Krankenversicherung zu tun hat.

19. Oktober

Ich habe meine Fall-Managerin kennengelernt. Sie heißt Sheryl Fletcher und ist seit 25 Jahren Krankenschwester. Sie hat gesehen, dass ich die Dialysemaschine ablehne, und hat mir erklärt: „Mein Lieber, diese Maschine hält Sie am Leben!“ Sie hat mir auch gesagt, was für Alternativen es zu meiner Behandlung gibt, zum Beispiel die Heim-Hämodialyse, die Peritonealdialyse oder eine Transplantation.

19. November

„Du bist depressiv!“, meint meine Frau. Ich streite es ab. Sie besteht darauf. Ich gebe zu: Ich grüble gerade ziemlich viel. Aber wenn man dreimal pro Woche mehrere Stunden dialysiert, hat man auch sehr viel Zeit zum Nachdenken. Überhaupt – Zeit! Wie gehen wir mit unserer Lebenszeit um, wie mit der anderer Menschen? Ist mein Leben jetzt weniger wert, weil ich nicht mehr so produktiv bin wie vorher?

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Neue Dialysepatienten dürfen bei mir jammern, weinen und sich beschweren. Sie stellen ihr Leben komplett um, durchleben einen Trauerprozess. Das RightStart-Programm ermöglicht es uns Fall-Managern, auf jeden einzelnen neuen Patienten einzugehen.

Sheryl Fletcher

RightStart Manager

7. Dezember

Langsam gewöhne ich mich an meine „Lernmaterialien“ – oder besser gesagt: an die Art, wie Sheryl Fletcher mir die Informationen vermittelt. Mit ihr kann ich über meine Arbeit und das Reisen sprechen. Manchmal denke ich nach einem Termin mit ihr: Das war jetzt eine gute Sitzung. Allgemein fühle ich mich besser.

16. Dezember

Ich habe jetzt eingesehen: Die Dialysemaschine ist keine nervtötende Notwendigkeit, sondern meine Verbindung zum Leben. Ich bin froh über die Gespräche mit Sheryl Fletcher. Sie fragt nicht nur Wissen ab, sondern lässt mich einfach reden – darüber, wie es mir geht in meiner Situation. Ich bin ihr unendlich dankbar für ihre Geduld! Es ist ein Geschenk, in dieser Situation nicht allein zu sein.

25. Dezember

Keine Dialyse heute. Stattdessen Weihnachten feiern mit meiner Gemeinde. Ich habe mich entschieden, es künftig langsamer angehen zu lassen. Meine Familie gibt mir ganz viel Kraft. Ich danke dem Herrn für all das.

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20. Januar

Eigentlich sollte mein RightStart-Programm schon zu Ende sein, aber ich habe ein paar Termine wegen meiner Arbeit verpasst und es gibt noch einige Dinge, die ich wissen muss, über Notfallmaßnahmen zum Beispiel und das Reisen als Dialysepatient. Bald gehe ich weg aus Boston. Sheryl Fletcher hat mir versprochen, auch in meinem neuen Dialysezentrum mit mir zusammenzuarbeiten. Ich habe mich jetzt an die Dialysemaschine gewöhnt. Heute ist mir klar, dass ich Menschen und Dinge kritisiert habe, die einfach nur da waren, um mir zu helfen.

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