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Vernon T. Williams glaubt nicht an Zufälle. Der pensionierte Marineoffizier aus Mobile, Alabama, der lange Jahre auf einem U-Boot gedient hat, ist überzeugt: Alles im Leben hat seinen Sinn, und mit Einsatz und Willenskraft schafft man es. „Auf dem U-Boot lernt man Disziplin und Teamwork. Du lernst, mit guten wie schlechten Nachrichten umzugehen und schnell aktiv zu werden“, so der 71-Jährige. „Du wägst deine Optionen ab, machst einen Plan und setzt ihn um.“
Diese pragmatische Haltung half ihm auch durch eine schwere Krise. Durch Krebs verlor er beide Nieren, im Sommer 2020 begann er mit der Dialyse. Wie er schnell feststellte, bot eine sogenannte Übergangsstation (englisch Transitional Care Unit, kurz TCU) von Fresenius Medical Care North America genau die Information, Zuwendung und Systematik, die er brauchte. Das erleichterte ihm auch die Wahl der weiteren Behandlung: Williams entschied sich für Heimdialyse und wurde gezielt darauf vorbereitetet.
„In meiner Familie gab es keinen Dialysefall, also hatte ich zunächst keine Ahnung, was auf mich zukommt und was ich tun soll“, erinnert sich der Marineveteran. Im Juli 2012 war bei ihm erstmals Nierenkrebs diagnostiziert worden, die rechte und ein Teil der linken Niere mussten entfernt werden. Im Juli 2019 kehrte die Krankheit zurück und befiel den Rest der linken Niere. Nach der Explantation am 01. Juni 2020 erwartete ihn eine Welt voller Ungewissheiten: „Da lag ich nun – ohne Nieren und mit 1.000 Fragen. Werde ich das überleben? Und wer sagt mir, was ich jetzt tun muss?“
Antworten erhielt er wenig später. Am 05. Juni startete sein TCU-Programm am Dialysezentrum von Fresenius Medical Care in Mobile: Dort verbrachte er vier Wochen in der Übergangsstation – einem speziellen Bereich im Zentrum, dessen Personal sich um neue Dialysepatienten kümmert, sie umfassend informiert und ihnen Optionen für die längerfristige Behandlung – sowohl für die Zentrums- als auch für die Heimdialyse – vorstellt. „Die Betreuung, die Informationen und Anleitungen und die Aufmerksamkeit auch fürs Detail fand ich fantastisch. Wenn man merkt, dass man nicht alleine ist mit all dem Neuen, das man verarbeiten muss, gibt einem das viel Selbstvertrauen“, so der Veteran.
Williams ist einer von mehreren tausend Teilnehmern im Übergangsprogramm von Fresenius Medical Care – einem zunehmend wichtigen Element der gesamtheitlichen Versorgung. Die erste TCU gründeten Ärzte und Pflegende 2018 in den USA, um Dialysepatienten bei den neuen Herausforderungen und Unsicherheiten besser zur Seite stehen zu können. Die Idee fand so viel Anklang, dass es Ende 2020 bereits 130 TCUs in den USA gab. Bis 2021 sollen es 250, also fast doppelt so viele, sein.
„Als wir die erste TCU in Delaware und dann ein paar andere eröffneten, wurde ihr Nutzen schnell deutlich: Sie helfen enorm, unseren neuen Patienten den Antritt ihrer Behandlung zu erleichtern“, erklärt Melissa Herman, Senior Director Home Clinical Initiatives bei Fresenius Medical Care North America. „Mit dem Übergangsprogramm haben wir einen effizienten und dabei sehr persönlichen Ansatz, Patienten optimal auf ihr künftiges Leben vorzubereiten. Den wollen wir ausbauen.“
Für neue Dialysepatienten ist der ungewohnte Alltag nach der Operation oft ein Schock: Sie müssen nun mehrmals die Woche zur Dialyse und ihre Ernährung, Flüssigkeitsaufnahme und allgemeine Lebensführung umstellen. „Viele neue Patienten wissen nicht, unter welchen Alternativen sie wählen können. Es ist schwer, all die relevanten Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten – während man sich gleichzeitig von der Operation erholen und auf ein neues Leben einstellen soll“, erklärt Herman, die vor zwölf Jahren als qualifizierte Krankenschwester mit Schwerpunkt Heimpflege zu Fresenius Medical Care kam. „In einer TCU können Patienten den neuen Lebensabschnitt mit überschaubaren Informationshäppchen und kürzeren Dialysezyklen beginnen; so erholen sie sich schneller. Und sie können ihre individuellen Bedürfnisse mit dem Personal besprechen.“
Eine Übergangsstation ist meist räumlich vom Rest des Dialysezentrums getrennt und umfasst gewöhnlich vier Dialyseplätze in ruhiger Umgebung. Den Betrieb bestreiten eine qualifizierte Pflegekraft sowie in der Regel eine Pflegehilfe. Weitere Fachkräfte, etwa aus den Bereichen Sozialarbeit, Versicherung und Ernährungsberatung, unterstützen Patienten und versorgen sie nach Stufenplan mit Informationen und Anleitungen – abgestimmt auf den Genesungsfortschritt und die Aufnahmefähigkeit.
„Diese Mitarbeiter stehen den Patienten vier Wochen zur Seite, führen sie in die Dialyse ein, bringen ihnen alles Nötige über den Flüssigkeitshaushalt bei und erläutern ihnen die Behandlungsoptionen, die auf Dauer am besten in ihr Leben passen“, so Herman. Ferner könnten die Patienten verschiedene Dialysegeräte ausprobieren – von denen des Zentrums über den Cycler für die Peritonealdialyse bis hin zur Heim-Hämodialysemaschine.
Die Erfolge sind beachtlich, wie Herman erläutert: „Bei den TCU-Patienten verzeichnen wir bessere Behandlungsergebnisse, weniger Krankenhausaufenthalte und eine insgesamt höhere Lebensqualität – und beim Personal eine gestiegene Arbeitszufriedenheit.“
Als früherer Offizier war Williams natürlich auf alles vorbereitet. Dennoch, so betont er, habe ihn erst das vierwöchige Programm so richtig fit für die Heim-Hämodialyse gemacht – die Behandlungsform, die er sich ausgesucht hat, um möglichst unabhängig zu bleiben. „Ich mache stets meine Hausaufgaben, also hatte ich schon 2012 nach der ersten Krebsdiagnose die Therapiemöglichkeiten recherchiert und mich mit meiner Frau auf eine Vorgehensweise geeinigt.“
Schon damals entschied er sich auf den Rat seines Nephrologen für die Heimdialyse, sollte er auch noch die zweite Niere verlieren – was acht Jahre später eintrat. „Die Informationen, die ich in der Übergangsstation bekam – auch über sämtliche Therapie-Alternativen – bestätigten meine ursprüngliche Entscheidung: Die Heim-Hämodialyse ist das Richtige für mich.“
Nach Abschluss des Übergangsprogramms war Williams bereit für die Einführung in die Heimdialyse. „Ich hatte jetzt das Selbstvertrauen, meine Behandlung zu steuern, denn ich verstand nun auch Details wie den arteriellen und den venösen Blutdruck. Alles hat eben seinen Sinn und Zweck.“
Im August 2020 beendete er die Einführung und nahm eine NxStage System One-Maschine mit nach Hause. Bei der Heim-Hämodialyse unterstützt ihn seine Frau. Die ausgebildete Krankenschwester hat ihn während seiner Militärzeit um die ganze Welt begleitet und ist ihm jetzt, wie er sagt, eine unschätzbare Hilfe.
Wie Williams entscheiden sich immer mehr Patienten nach der Übergangsstation für die Heimdialyse. Dazu Herman: „Rund 45 Prozent aller TCU-Patienten wählen diese Art der Therapie – bei denen, die nicht in einer TCU beraten wurden, sind es nur um die 15 Prozent.“
Im Sommer 2020 ging nur knapp jeder zehnte neue Dialysepatient in eine Übergangsstation. Herman hofft, dass sich über kurz oder lang mindestens jeder zweite neue Patient dafür entscheiden wird. „Das Konzept der Übergangsstation ist etwas völlig Neues, entsprechend müssen alle Beteiligten erst umdenken – von der Patientenaufnahme bis zum Entlassungsmanagement der Krankenhäuser.“
Hin und wieder lehnen Patienten das Angebot ab. „Zu Anfang verunsichert sie das ganze Konzept. Doch mit der Zeit merken sie, dass unser Personal ihnen mit einem hervorragenden Programm hilft, ihr neues Leben selbständiger anzugehen. Unser Ziel ist es, Patienten zu informieren, zu coachen und zu stärken.“
Williams hat nun eine neue Lebensaufgabe gefunden: mit möglichst vielen Menschen über seine Erfahrungen in der Übergangsstation zu sprechen. „Als gläubiger Mensch sehe ich das als Chance, Mitmenschen ihre Ängste zu nehmen. Ich kann ihnen die Sicherheit geben, dass es da draußen Menschen und Technologien gibt, die ihnen helfen.“