Benjamin Hippen, MD, FASN, FAST
Die Regel zur Verbesserung des Zugangs zu Organtransplantationen (IOTA) wurde am 26. November 2024 vom Center for Medicare and Medicaid Services (CMS) endgültig festgelegt. Bei der Regel handelt es sich um ein obligatorisches zweiseitiges Risikomodell für Nierentransplantationszentren, das darauf abzielt, das Transplantationsvolumen zu erhöhen und die Organnutzung zu verbessern sowie gleichzeitig eine hohe Überlebensbilanz von Patienten und Transplantaten zu gewährleisten. Einige Leser erinnern sich vielleicht, dass ich bei Veröffentlichung des Regelentwurfs im Mai 2024 diesen als durchwachsenempfunden habe . Die positive Seite: Das CMS steckte einige kreative und durchdachte Positionen bei der Aufstellung der für Transplantationszentren geltenden Ergebnisgrößen ab, wobei es erfreulicherweise der Erhöhung des Gesamttransplantationsvolumens und der Verringerung nicht verwendeter Nieren durch verbessertes Verhalten bei der Annahme des Organangebots Vorrang vor kurzfristigen Transplantatüberlebensraten einräumte. Allerdings ließen mich die bescheidenen finanziellen Aufwärts- und vernachlässigbaren Abwärtsanreize für Transplantationszentren zu dem Schluss kommen, dass „ein IOTA Intervention“ nicht das Heilmittel war, welches das Transplantationsökosystem wirklich brauchte, um den Zugang zu Nierentransplantationen zu verbessern.
Nach Bearbeitung von 160 öffentlichen Kommentaren zum Regelentwurf verdienen die gewissenhaften und fleißigen Mitarbeiter des CMS unseren Dank dafür, dass sie den öffentlichen Interessenvertretern zugehört und geantwortet haben. Die endgültige IOTA-Regel ist zwar nicht perfekt, aber für alle, die ein Interesse daran hegen, Anreize so zu gestalten, dass der Zugang zu Nierentransplantationen für alle bedürftigen Patienten ausgedehnt wird, ist die endgültige IOTA-Regel sehr guter Anfang.
Wie sieht also die endgültige IOTA-Version aus? Das Modell wird nun am 1. Juli 2025 anstatt am 1. Januar starten, was den eingetragenen Transplantationsprogrammen etwas mehr Spielraum gibt, um alle nötigen Vorbereitungen mit der Leitung ihres Gesundheitssystems zu besprechen und zu verhandeln. (Hinweis für ärztliche und chirurgische Leiter: Merken Sie im Januar einen Termin im Kalender der Krankenhausleitung vor, um alle benötigten Ressourcen zu erhalten.)
Apropos finanzielle Boni und Strafen – das CMS ging auf Anmerkungen ein, die Gesamtbeträge der Prämienbonuszahlungen an IOTA-Teilnehmer scheinen niedrig. In der endgültigen Regel erhöhte das CMS die durchschnittlichen Gesamtausgaben für finanzielle Boni im Laufe des 6-Jahres-Modells von durchschnittlich 36 Mio. US-Dollar auf 117 Mio. US-Dollar, mit einem gleichzeitigen prognostizierten Anstieg der Gesamtzahl der Transplantationen von durchschnittlich 2.625 auf 3.683. (Die nachteiligen finanziellen Sanktionen für IOTA-Teilnehmer sind weiterhin vernachlässigbar.) Das sind noch immer bescheidene Finanz- und Leistungsziele, aber moderate Erwartungen sind bei der Umsetzung einer neuen Pilotmaßnahme durchaus angemessen. Einige von uns hatten gehofft, das CMS würde eine Ausnahmeregel zu den Medicare-Advantage-Regeln ( Abschnitt 1851(i)(2) ) einbinden, sodass die finanziellen IOTA-Boni und -Sanktionen auch für Medicare-Advantage-Begünstigte gelten würden, die aktuell ca. 50 % der Medicare-berechtigten Population mit terminaler Niereninsuffizienz (TNI) ausmachen. Jedoch lehnte das CMS dies ab und merkte an, die Auswirkungen einer Ausnahme von dieser Bestimmung „... wären beispiellos und die Folgen sind unbekannt“. Das CMS hat sich verpflichtet, „... mit der Kostenträgergemeinschaft in Kontakt zu treten ..., um Möglichkeiten und Ansätze für die Ausrichtung zu diskutieren“. Das sind gute Neuigkeiten, insbesondere wenn die jüngsten positiven Wachstumstrends bei der Medicare-Advantage-Anmeldung anhalten.
Befürworter der „Transparenz“-Bestimmungen im Regelentwurf werden enttäuscht sein zu erfahren, dass die Bestimmung für IOTA-Teilnehmer, auf der Warteliste stehende Patienten monatlich über im Namen der Patienten abgelehnte Organangebote zu informieren, nicht beschlossen wurde. In der endgültigen Regel wurde jedoch die Bestimmung, dass IOTA-Teilnehmer ihre Wartelistenkriterien auf einer öffentlich zugänglichen Website veröffentlichen müssen, wie auch die Bestimmung, dass IOTA-Teilnehmer ihre Kriterien für die Organakzeptanz gegenüber auf der Warteliste stehenden Patienten offenlegen und diese Offenlegungen alle sechs Monate überarbeiten müssen, beibehalten. Ferner bestätigte das CMS, dass im Rahmen der neuen Regel die Leistungsdaten von IOTA-Teilnehmern auf einer öffentlichen Website veröffentlicht werden. Die Modifikatoren für gesundheitliche Chancengleichheit (die positive Modifikatoren innerhalb der Bewertung im Bereich „Leistung “ für die Transplantationsleistung bei „einkommensschwachen“ Kandidaten liefern würden) und die vorgeschlagene Bestimmung, IOTA-Teilnehmer müssten einen Plan für gesundheitliche Chancengleichheit zur Überprüfung beim CMS einreichen, wurden in die endgültige Regel hingegen als freiwillige Maßnahme aufgenommen.
Alles in allem stellt die endgültige IOTA-Regel einen erfolgreichen programmatischen Kompromiss zwischen CMS und Interessenvertretern dar: Das Erreichen von Leistungszielen ist für IOTA-Teilnehmer leichter machbar, die Ergebnisgrößen sind unkompliziert , leicht zu erklären, angemessen gewichtet und abgestimmt sowie mit neuen und konkreten Vorteilen für die Patienten kombiniert. In seinem Kommentar zur endgültigen Regel machte das CMS klar und deutlich, dass es zusätzliche Möglichkeiten geben wird, Ideen zur Verbesserung des IOTA-Modells vorzuschlagen und umzusetzen, insbesondere wenn 2027 die Neubewertung des „Kidney Care Choices“-Modells ansteht. Die endgültige Festlegung des IOTA-Modells stellt einen weiteren positiven Schritt auf dem langen Weg hin zu einem vollständig integrierten, lückenlosen Zahlungsmodell dar, welches Patienten mit chronischer Nierenerkrankung im Spätstadium, Nierenerkrankung im Endstadium und funktionierenden Nierentransplantationen beinhaltet. Der nächste Schritt besteht darin, Kooperations- und Versorgungskoordinationsbeziehungen zwischen Patientenvertretungen, Nephrologen, Dialyseanbietern, nierenspezifischen und am Patientennutzen orientierten Versorgungseinrichtungen, Transplantationszentren, Gesundheitssystemen, Organbeschaffungsorganisationen und öffentlichen/privaten Kostenträgern zu schließen und zu vertiefen, damit mehr Patienten Zugang zu Nierentransplantationen sowie zu den Ressourcen einer Langzeitversorgung haben, die nötig sind, um über den jahre- und jahrzehntelangen Verlauf einer Nierenerkrankung hinweg länger und besser zu leben.
Publikationsdatum: Dezember 2024