Unsere Patientengeschichten und Einblicke aus dem Unternehmen.
Daten und Algorithmen werden in naher Zukunft ungeahnte Heilkräfte entfalten. Fresenius Medical Care arbeitet derzeit mit Hochdruck daran, das immense Potenzial dieser beiden Ressourcen zu nutzen, um so neue Erkenntnisse zu gewinnen und die Versorgung nierenkranker Patienten auf ein neues Level zu heben. Die vernetzte Pflege wird es nicht nur ermöglichen, Therapien auf die einzelnen Patienten zuzuschneiden, sondern auch Forschern helfen, die Warnsignale und tieferen Ursachen für Nierenerkrankungen zu entschlüsseln, und Pharmaunternehmen befähigen, schneller neue, lebensrettende Medikamente zu entwickeln.
„Wir stehen am Anfang einer grundlegenden Veränderung im Gesundheitswesen und der Versorgung nierenkranker Patienten. Digitale Technologien sorgen für schnelle und tiefgreifende Veränderungen, die bei Patienten, Ärzten und Forschern große Erwartungen wecken“, sagt Kirill Koulechov, Senior Vice President für globale Forschung und Entwicklung im Bereich Dialysegeräte und digitale Lösungen bei Fresenius Medical Care.
„Verbraucher haben sich bereits an einfache, intuitive Werkzeuge und Software gewöhnt, die ihnen das Leben erleichtern. Solche digitalen Lösungen werden nun auch fester Bestandteil im Gesundheitswesen.“ Das übergeordnete Ziel sei, so Koulechov, Menschen in den Kliniken und solche im heimischen Umfeld zu vernetzen, um bessere Behandlungserfolge zu erzielen und die Kosten zu senken.
Mit seiner Strategie 2025 will Fresenius Medical Care das volle Potenzial der Digitalisierung ausschöpfen, indem es Patientendaten mit seiner technologischen Marktführerschaft bei Dialysesystemen und bei der Patientenversorgung kombiniert.
Das Unternehmen verfügt über einen umfangreichen Bestand klinischer Daten zu fortgeschrittenen Nierenerkrankungen. Das Register umfasst Informationen von mehr als zwei Millionen Patienten, über 500 Millionen Hämodialyse-Behandlungen und rund zwei Milliarden Labortests.
Diese ergiebige Informationsquelle sprudelt weiter: Geräte sammeln immer mehr diagnostische Daten sowie Angaben aus dem Patientenumfeld und dem Therapiebetrieb, um den Gesundheitszustand jedes Patienten zu überwachen und die Pflege zu unterstützen. „Wir sitzen auf einer Schatzkiste, da wir diese Daten miteinander verknüpfen können. Entscheidend ist nicht nur die Anzahl der Datensätze, sondern ihre Qualität“, erklärt Koulechov. „Da wir viele Patienten über Jahre hinweg betreuen, sind wir in der Lage, individuelle Veränderungen im Zeitverlauf zu beobachten und Abweichungen mit historischen Werten abzugleichen. Diese Informationen können wir nutzen, um wichtige medizinische Entscheidungen zum Wohle des Patienten zu treffen.“ Das sogenannte Modalitätsmanagement sei ein gutes Beispiel dafür, so Koulechov: Das Modell kann voraussagen, ob die kontinuierliche Versorgung eines Heimdialyse-Patienten gefährdet ist, und Empfehlungen abgeben, um die Versorgung sicherzustellen.
Ingenieure seines Teams arbeiten derzeit an neuen Werkzeugen, um diesen Informationsfluss mithilfe künstlicher Intelligenz noch besser auszuwerten und zu verfeinern. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse lassen sich in neue Dienstleistungen integrieren, etwa in eine digitale Plattform für Pflegepersonal, in Apps für Ärzte, die damit die Therapie individualisieren können, oder in Smartphone-Apps für Patienten. „Damit eröffnen sich neue Chancen in der Früherkennung und für eine bessere Unterstützung, insbesondere bei der Heimdialyse“, sagt Koulechov.
Darüber hinaus wird Fresenius Medical Care die weltweit größte Genom-Datenbank für Nierenerkrankungen aufbauen. Das Global Medical Office hat dafür bereits – zunächst in den USA – die ersten Patienten rekrutiert, die ihre genetischen Daten beisteuern wollen.
Verglichen mit Disziplinen wie der Onkologie oder der Kardiologie ist die Nephrologie in der klinischen Forschung bislang unterrepräsentiert. Das Global Medical Office will die Behandlung nierenkranker Patienten daher um personalisierte Medizin erweitern. Ein Beispiel dafür ist die kürzlich gestartete Kampagne „My Reason“.
Patienten, die eine Blutoder Speichelprobe spenden, um ihre DNA sequenzieren zu lassen, leisten ihren Beitrag, um die Forschung zur Therapie von Nierenerkrankungen voranzubringen. Sie beteiligen sich daran aus einem wichtigen Grund: anderen zu helfen, vielleicht sogar ihren eigenen Familienmit gliedern, da Nierenerkrankungen erblich sein können.
Durch die Kombination der Datenbanken wird sich deren Wirkung bei der Suche nach besseren Therapieansätzen noch erhöhen. Die Verknüpfung genetischer Daten mit dem bestehenden Fundus klinischer Daten ist ein entscheidender Faktor, um der Erforschung neuer Medikamente und Therapien einen Schub zu geben. Das Register, das das Global Medical Office an Pharma- und Biotech-Unternehmen lizenzieren will, wird so zu einem lebendigen Motor des Fortschritts.
Forscher werden in der Lage sein, in den anonymisierten Daten nach Biomarkern zu suchen, die Auskunft darüber geben, wie anfällig einzelne Personen für Nierenerkrankungen sind und wie sie auf bestimmte Interventionen reagieren würden. Auf diese Weise sollen die Kosten und Risiken klinischer Studien reduziert werden und neue Behandlungsmethoden schneller zur Anwendung kommen. Zudem eignen sich die Datensätze als Grundlage virtueller klinischer Studien, in denen Patienten durch mathematische Modelle ersetzt werden. Die Studienergebnisse können dabei helfen, die Algorithmen zu verbessern, die in der täglichen Versorgung von Nierenpatienten genutzt werden.
Das Global Medical Office hofft, im Laufe des kommenden Jahres, wenn sich die Verwerfungen der Pandemie gelegt haben, eine ausreichende Zahl von Patienten für das Register gewinnen und eventuell bereits in zwei Jahren die ersten Forschungsergebnisse veröffentlichen zu können. Die angepeilte Zielgröße liegt bei mindestens 100.000 Patienten. Das Global Medical Office schenkt den Themen Datenschutz und Datensicherheit viel Aufmerksamkeit, um die Genomdaten genauso gut zu schützen wie alle andere Patientendaten, die sie erheben.
Während die Resultate dieser Forschungsvorhaben noch ein wenig auf sich warten lassen werden, sieht Koulechov auch kurzfristige Vorteile in der Digitalisierung der ganzheitlichen Nierentherapie. Vernetzte Versorgung bedeutet, dass Patienten früher eingebunden werden und mehr Lebensqualität genießen, da digitale Pflegemodelle alle Phasen der Behandlung abdecken — von der Informationsvermittlung bis hin zur Transplantation. Die Erhebung wichtiger Werte wie Herzrhythmus, Flüssigkeitspegel und Belastung der Muskeln und Blutgefäße, die die Nieren versorgen, lässt sich in eine Feedback-Schleife einbauen, sodass die Behandlung eines Patienten automatisch und zeitnah angepasst wird.
Manchmal kommen digitale Innovationen in noch kleineren Schritten daher. „Patienten wollen sich mit und während ihrer Therapie nicht allein gelassen fühlen. Depression ist ein weit verbreitetes Problem“, erklärt Koulechov. „Da kann es schon helfen, wenn mich eine App dank des zugrunde liegenden Algorithmus fragt, wie es mir geht, und mich bittet, meine Behandlung zu bewerten. Und wer digital nicht so bewandert ist, kann sich dabei von Verwandten und Freunden helfen lassen.“ Auch diesen Aspekt der vernetzten Pflege genau zu betrachten ist lohnenswert, denn er erlaubt wichtige Rückschlüsse auf die Lebensqualität eines Patienten.