Unsere Patientengeschichten und Einblicke aus dem Unternehmen.
Expertise in der intensivmedizinischen Versorgung und innovative Lösungen für Multiorganversagen: Dies sind zentrale Stärken, die Fresenius Medical Care zur bestmöglichen Versorgung schwer kranker Patienten einsetzt. In der Corona- Krise hat sich dieser Ansatz als wirksam erwiesen: Als die Pandemie den Bedarf an Geräten und Verbrauchsmaterialien für die Akutdialyse auf ein Vielfaches ansteigen ließ, sicherte das Unternehmen die Versorgungen der Kliniken und trug so dazu bei, schwerkranke Covid-19-Patienten zu retten.
Carsten Vatter, Director Global Replenishment im Auslieferungszentrum Biebesheim, gehörte zu den Ersten, die ahnten, was die weltweite Corona-Pandemie für Fresenius Medical Care an enormen Herausforderungen bringen würde. Als Deutschland noch überwiegend auf China blickte und sich die norditalienischen Kliniken gerade mit Covid-19-Patienten zu füllen begannen, sah Vatter auf seinem Monitor plötzlich ungewöhnliche Anfragen seiner italienischen Kollegen: Die sonst üblichen Bestände an Materialien für die Akutdialyse reichten nicht mehr aus, schrieben sie – Italien brauche dringend Nachschub.
Wenig später registrierte auch Bernard Puigblanque ungewöhnliche Entwicklungen. Der 57-Jährige ist Chef der Business Unit Intensive Care für ganz Frankreich. Von seinem Büro bei Paris aus, ist er für 14 Mitarbeiter zuständig, die im ganzen Land Produkte für die Akutdialyse vertreiben, installieren und das Krankenhauspersonal in der Bedienung schulen. „Mitte März 2020 bekamen wir plötzlich ungewöhnlich viele Bestellungen für Akutdialysegeräte und das zugehörige Verbrauchsmaterial“, erinnert sich Puigblanque. Alle kamen aus den ersten Pandemie-Hotspots in Frankreich.
Mittlerweile hatte das Virus begonnen, sich auch in Deutschland zu verbreiten. „Ich war eine der Ersten am Standort Schweinfurt, die ins Homeoffice wechseln musste“, berichtet Lisa Bausewein. Ihr Mann hatte Kontakt mit einer infizierten Person gehabt und stand unter häuslicher Quarantäne. „Der 13. März 2020 war mein vorerst letzter Arbeitstag im Werk“, erinnert sich die 29-Jährige, die im Kundenservice des Werks Schweinfurt die Produktionsplanung für die multiFiltratePRO – das aktuelle Akutdialysegerät von Fresenius Medical Care – verantwortet. Kaum hatte sich Bausewein zu Hause einen provisorischen Arbeitsplatz eingerichtet, mussten auch die meisten ihrer Kollegen aus Sicherheitsgründen ins Homeoffice umziehen.
Genau zu diesem Zeitpunkt – in der dritten Woche des März 2020 – stieg die Nachfrage nach der multiFiltratePRO Maschine sowie sämtlichen Akutdialyse-Verbrauchsmaterialien sprunghaft an. Es galt, die Produktion deutlich hochzufahren – und das in einer krisenbedingten Ausnahmesituation: Deutschland ging in den Lockdown, Nachbarländer schlossen ihre Grenzen, halb Europa schien in Schockstarre. Das warf eine Reihe Fragen auf: Wie hoch wird der zusätzliche Bedarf ansteigen? Wo sollten die Bauteile herkommen? Wo nehmen wir das Personal her, um diesen Zusatzbedarf an Geräten und Verbrauchsmaterialien zu produzieren? Wie kommen die Produkte über die abgeriegelten Grenzen? Wo werden sie am dringendsten benötigt?
Akutdialyse findet insbesondere in Form der sogenannten kontinuierlichen Nierenersatztherapie auf Intensivstationen statt und wird benötigt, um bei schweren akutem Nierenversagen lebenswichtige Funktionen der Niere zu ersetzen. Sie nimmt eine zentrale Position im Bereich der intensivmedizinischen Lösungsansätze ein, der für Fresenius Medical Care eine wachsende Bedeutung hat. Denn die Zahl der Patienten, die bei einem akuten Nierenversagen mit einer kontinuierlichen Nierenersatztherapie behandelt werden, wird bis 2030 auf etwa 1,6 Millionen pro Jahr ansteigen.
Die Weiterentwicklung bestehender Technologien und neue innovative Lösungen für die Herausforderungen in der intensivmedizinischen Versorgung sind deshalb ein Schlüsselbereich der Strategie von Fresenius Medical Care. Das Unternehmen will seine Expertise in der Therapie von akutem Nierenversagen auf weitere extrakorporale intensivmedizinische Therapiefelder wie die Behandlung von akutem Herz-, Lungen- und Multiorganversagen ausdehnen. Die Vision dabei: Intensivpatienten mit den besten Geräten und Therapien eine optimale Versorgung und bessere Überlebenschancen zu ermöglichen.
Da Covid-19 nicht nur die Atmung einschränkt, sondern in schweren Fällen auch akutes Nierenversagen verursachen kann, rückte der Bereich Akutdialyse beinahe über Nacht mit in den Fokus: Etwa jeder vierte auf eine Intensivstation eingelieferte Covid-19-Patient entwickelt eine akute Niereninsuffizienz, die durch Akutdialyse behandelt werden muss. Plötzlich benötigen Intensivstationen nicht nur zusätzliche Beatmungsgeräte, sondern auch mehr Maschinen zur Akutdialyse. Schließlich wurden auch die dafür notwendigen Filter, Lösungen und Schläuche knapp, da das Virus zudem eine starke Gerinnungsneigung des Blutes verursacht. Filter, die sonst bis zu 72 Stunden halten, waren bei Covid-19-Patienten zum Teil nach kürzester Zeit verstopft und mussten gewechselt werden – entsprechend rapide stieg der Materialverbrauch an. Letzteres hat sich inzwischen wieder gebessert, nachdem erste wissenschaftliche Erkenntnisse über Covid-19 vorlagen und die Behandlung entsprechend angepasst wurde.
Als sich abzeichnete, dass die Corona-Pandemie auch die Lage in der Akutdialyse zuspitzen würde, richtete Fresenius Medical Care eine Taskforce ein. Angelika Kneppel, Marketing Director Akutdialyse, war Teil des Teams: „Bei uns liefen alle Informationen und Bestellungen zusammen, die Fresenius Medical Care auf unterschiedlichen Wegen erreichten.“ Weitere Gruppen, etwa in den Werken Schweinfurt oder St. Wendel, kümmerten sich um den Nachschub an Bauteilen, Materialien und Ressourcen für die Herstellung der Geräte, Filter und Verbrauchsmaterialien. Innerhalb weniger Tage entstand im weitverzweigten Unternehmen ein Netzwerk, um die dramatische Situation zu managen – schließlich ging es um Menschenleben.
In Frankreich erhielt Puigblanque binnen kürzester Zeit 70 Bestellungen für die multiFiltratePRO. Zum Vergleich: Zu normalen Zeiten entspricht dies dem Monatsbedarf – weltweit! Hinzu kamen Bestellungen für enorme Mengen an Verbrauchsmaterial. „Wir waren in ständigem Kontakt mit der Taskforce“, erinnert sich der Leiter der Business Unit. „Gleichzeitig sprachen wir mit den Hospitälern, um immer genau zu wissen, was dort am dringendsten benötigt wird.“ Weil der Nachschub aus Deutschland nicht alle Anfragen auf Anhieb bedienen konnte, begann Puigblanque, Lieferungen zu splitten und nach bestem Wissen zwischen den Krankenhäusern aufzuteilen.
Unterstützung erhielt er vom Auslieferungszentrum Biebesheim. „Normalerweise schicken wir pro Woche 30 LKW-Ladungen nach Frankreich, als die Krise ihren Höhenpunkt erreichte, waren es 50“, erläutert Vatter. Auch Italien und andere Länder seien aus Biebesheim und anderen Auslieferungslagern versorgt worden. „Was mein Team da im Homeoffice geleistet hat, war extrem stark.“
Bis Ende Mai die erste Welle der Pandemie in Europa wieder etwas abflachte, unternahm Fresenius Medical Care enorme Anstrengungen, die gewaltige Nachfrage im Bereich Akutdialyse zu bedienen. Die Produktion der multiFiltrate-PRO wurde nach und nach verdreifacht; auch andere Werke bauten ihre Fertigungsmengen in ähnlichen Größenordnungen aus.
„Mein Team hat alles Menschenmögliche getan, um die Bedarfe zu decken“, formuliert es Vatter – angesichts der enormen Leistung doch sehr zurückhaltend. Von Biebesheim aus navigierte die Abteilung Supply Chain alle Waren durch ein weitgehend abgeschottetes Europa. Als „lebenserhaltende Produkte“gekennzeichnet, konnten die Lieferungen von Fresenius Medical Care an den LKW-Schlangen vor den Grenzübergängen vorbeigelotst werden und ihre Ziele rechtzeitig erreichen.
Auch Puigblanque hat es letztlich geschafft, alle Anfragen zu bedienen – wenn auch nicht am selben Tag oder in einem Stück. „Das war ganz sicher die herausforderndste Zeit meiner Karriere“, sagt Puigblanque heute. Im Juli erhielt er eine außergewöhnliche Anerkennung für seine Bemühungen: einen Brief von einem Krankenhaus im Großraum Paris. „Durch die regelmäßige und rechtzeitige Lieferung medizinischer Ausrüstung haben Sie dafür gesorgt, dass wir die erforderliche Qualität und Sicherheit unserer Therapien gewährleisten konnten“, hieß es darin. „Ohne Sie hätten wir diese Herausforderung nicht bewältigt.“ Für den erfahrenen Vertriebsprofi eine ganz besondere Freude: „So etwas habe ich in meiner Laufbahn noch nicht erlebt.“